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Wasserleitung an, sie arbeiten mit den Händen. Mit ihnen verrichten sie
ihre Arbeit oder ihr Werk. Darum nennt man sie Handwerker. Nennt
andre Handwerker! In dieser Gegend wohnen manche Handwerker. Auf
der andern Seite liegen große Gebäude. Sie gehören zur Gütersloher
Brauerei. In der Bierbrauerei braut mau Bier. Auf dem Hose liegen
große Fässer. Sie werden mit Bier gefüllt. In dem großen Hause wird
es von dem Bierbrauer gebraut. Der Bierkutscher fährt es nach den
Abb. 16. Das Kriegerdenkmal.
Wirtschaften. Da wird es vou den Leuten getrunken. Viel darf man
nicht davon trinken. Wasser ist gesunder als Bier.
Jetzt sind wir auf dem Dreiecksplatz. Er heißt so, weil er drei Ecken
hat. Auf dem Dreiecksplatz stehen hohe Bäume. Ju der Mitte steht das
Kriegerdenkmal. Es will uns an die gefallenen Krieger in den drei Kriegen
1864, 1866 und 1870/71 erinnern. Wir sollen jedesmal daran denken,
wenn wir vorübergehen. Das Denkmal ist von einem Eisengitter um-
geben. Treten wir heran, um es näher zu besehen! Unten ist ein großer
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fest au den Sitten und Gebräuchen, die er von seinen Vorsahren ererbt
hat, die schon seit Jahrhunderten auf den von Eichen umrauschten Höfen
wohnten. Während so der Bauer mit seiner Schotte verwachsen ist, kennt
der Städter oft nicht die Stätte seiner Gebnrt. Ihm fehlt das innige
Heimatgefühl und die Wertschätzung des eigenen Bodens. Der Bauern-
stand ist der älteste Stand, der kernigste und widerstandsfähigste Bestandteil
des Volkes. Der deutsche Bauer ist das Mark des deutschen Volkes; so
lange er stark, kräftig und wohlhabend bleibt, ist die Zukunft uusres Volkes
gesichert.
Die Beschäftigung der Bewohner Güterslohs.
Hier unterscheiden wir wiederum zwischen den Bewohnern der Stadt
und des Landes. Die Landbevölkerung der Stadt Gütersloh arbeitet in
Feld, Wiese und Wald. Düngen, Pflügen, Säen, Eggen, Pflanzen und
Ernten umschreibt einen großen Kreis ihrer Arbeit. Ans den Feldern zieht
der Landmann Roggen, Hafer, Kartoffeln, Rüben, Wurzeln, Klee, Kohl
und Runkeln. Roggen und Hafer sind Halmfrüchte oder Getreide,
Kartoffeln, Rüben und Wurzeln nennt man auch Wurzelfrüchte. Während
Getreide, Wurzelfrüchte und Kohl Menschen und Vieh zur Nahrung dienen,
pflanzt der Landmann Runkeln, weiße Rüben, Klee und Spergel für das
Vieh zum Füttern. Es sind Futtergewächse. Weil der Landmann das
Feld oder den Acker bebaut, sagt man, er treibt Ackerbau.
In den Ställen des Landmanns sind Pferde, Kühe, Schweine, Gänse,
Hühner und Tauben. Pferde und Kühe helfen ihm bei der Arbeit. Die
Kühe und die andern Tiere zieht der Landmann wegen' ihres großen
Nutzens. Was geben sie ihm? Damit der Bauer möglichst viel Ein-
nähme aus seinem Vieh bekommt, pflegt er es gut und zieht juuge Pferde,
Kühe, Schweine und Hühner auf. Wir sageu, er treibt Viehzucht.
Im Gemüsegarten neben dem Hause zieht der Landmann Salat,
Erbsen, Bohnen, Gurkeu, Kohlrabi, Spinat; im Obstgarten stehen Apfel-
bäume, Birnbäume, Pflaumenbäume und Kirschbäume. Der Landmann
benutzt den Garten zur Gemüsezucht und Obstzucht. Wir können dafür
auch Gartenbau sagen. Der Landmann treibt Ackerbau, Gartenbau und
Viehzucht. Man sagt dafür auch Landwirtschaft. Die Arten der Be-
schästignng sind abhängig von der Lage, der Bodenbeschassenheit, der Be-
Wässerung und den Witterungsverhältnissen. Während der Bauer au
nnsern Bächen Enten- und Gänsezucht treibt, auf den saftigen Wiesen viel
Heu gewinnt, darum viel Vieh halten kann und eine bedeutende Milch-
Wirtschaft hat, züchtet der Heidebauer mehr Schweine und Geflügel und
pflegt die Bienen. In unserm Stadtbezirk gibt es viele Leute, die sich mit
Landwirtschaft beschäftigen. Bei der letzten Berufs- und Betriebszählung
am 1. Dezember 1997 gab es 681 landwirtschaftliche Betriebe. Nach der
Viehzählung vom 1. Dezember 1911 gab es in Gütersloh: 669 Pferde,
2395 Rinder, 7313 Schweine, 43 Schafe.
Andre Leute, wie die Holz- oder Waldarbeiter, beschäftigen sich im
Walde. Die Holzfäller schlagen die Stämme nieder, die Holzschäler schälen
die Rinde ab, die Fuhrleute sahreu die Stämme zur Sägemühle,
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wo sie zu Brettern zerschnitten werden. In Kattenstroth wird viel Sand
gegraben und zu den Baustätten und neuen Straßen gefahren, wo er
benutzt wird. In Sundern gräbt man in den Lehmgruben den Lehm, und
in den Ziegeleien verarbeiten ihn die Ziegelarbeiter oder Ziegler zu Back-
steinen. Im Hvrtsteinwerk brennen die Arbeiter aus Sand und Kalk die
Hartsteine. — Die Heidelbeeren, Preißelbeeren und Brombeeren, die in den
Wäldern und Gebüschen wachsen, sammeln Frauen und Kinder; auch
Minze und andre Kräuter sammelt man, um Tee daraus zu gewinnen.
Im Herbste zieht der Jäger durch Wald und Feld und schießt Hasen, Reb-
Hühner, Fasane und Wildenten, die dann bei Grabemann und Ruhen-
stroths verkauft werden.
An den Bächen fanden wir Mühlen und Schneidemühlen.. In den
Mühlen mahlt der Müller das Getreide, und in den Schneide- oder Säge-
mühlen werden die Bäume zu Brettern zersägt. Der Schmied beschlägt
in seiner Schmiede die Pferde, er macht Ketten und Reifen um die Wagen-
rüder. Der Stellmacher oder Wagenbauer baut Wagen aus Holz und
Eisen. Der Tischler verarbeitet das Holz zu allerlei Haus- und Küchen-
geräten, und der Zimmermann bant Häuser daraus. Der Böttcher oder
Küfer verfertigt Fässer, Kübel, Mollen und Bottiche, und der Drechsler
drechselt allerlei Geräte aus Holz. Der Bäcker backt Brot aus dem Mehl;
der Schlächter schlachtet das Vieh und macht allerlei Wurst aus dem
Fleisch. Der Gerber bereitet aus der Haut der geschlachteten Tiere Leder.
Der Schuhmacher macht Schuhe und der Handschuhmacher Handschuhe
daraus, der Sattler Sättel, Koffer und andre Sachen. Der Spinner
spinnt Garn aus Flachs, Wolle oder Baumwolle, der Weber webt Tuch
aus dem Garn, der Schneider macht Anzüge, die Schneiderin Kleider
daraus. Der Bierbrauer braut aus Gerste und Hovfen Bier, der Korn-
brenner aus Kartoffeln oder Getreide Branntwein. Die Maurer, Stein-
metzen und Bildhauer verarbeiten die Steine und schaffen Gebäude und
Denkmäler. Der Klempner, der Schlosser, der Kupferschmied, der Gold-
schmied und der Mechaniker bereiten aus Metall die verschiedensten Gegen-
stände. Der Uhrmacher verfertigt Uhren.
Alle genannten Leute verarbeiten Erzeugnisse aus dem Mineral-,
Pflanzen- oder Tierreiche. Erzeugnisse aus dem Mineralreiche sind Sand,
Lehni, Steine, Salz, Kohlen und Metalle, wie Eisen, Kupfer, Silber, Gold.
Erzeugnisse aus dem Pflanzenreiche sind Holz, Getreide, Kartoffeln, Rüben,
Flachs, Obst, Beeren, Kräuter. Fleisch, Milch, Butter, Käse, Honig, Wolle,
Federn, Borsten, Häute, Pelze, Knochen sind Erzeugnisse aus dem Tier-
reiche. Das Mineralreich, das Pflanzenreich und das Tierreich sind die
drei großen Reiche der Natur. Die Erzeugnisse aus diesen Reichen heißen
deshalb auch Naturerzeuguisse.
Aus den Naturerzeugnissen stellen die erwähnten Leute mit der Hand
und mit Werkzeugen andre Gegenstände her. Nach ihren Arbeitsmitteln
nennt man diese Leute Handwerker. Sie treiben ihr Handwerk in ihrer
Werkstätte. Da finden wir den Handwerksmeister mit seinen Gesellen und
Lehrlingen emsig bei der Arbeit. Wer ist Gesell, wer Lehrling? Ihre
Erzeugnisse nennt man Handwerkserzeugnisse! Nenne solche! Der Hand-
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— Mädchen. Bokwedenhinnerk = Buchweizenpfannkuchen. Döppken-
spiäler — Gaukler. Elwerken ^ Erdbeeren. Faxen ^ dummes Zeug.
Fitzen = mit der Gerte schlagen. Fiemig — spitzig, feindlich. Flärbacke
— Klatscher. Fnlwams — sauler Mensch. Hille = eilig. Klabastern
- Lärm machen. Knisterfinken — gekochte, abgestreifte Rüben. Likedahl
geradeaus. Möppkeubraud — Teig mit Schweineblut. Mnläpe ^
Maulaffe. Nüösel — Lampendocht. Nütte = tüchtig. Obsternatsch =
widerspenstig. Patthüpker = Straßenpflasterer. Pielpobbe - kleiner
Frosch. Poggenstohl — Fliegenpilz. Prömken ^ Priemchen Kautabak.
Quicksteert — Bachstelze. Quiäsekopp = Querkops. Ramenten = Poltern.
Rüggkamm — Rückgrat. Scharphase = Igel. Schillegasten = geschälte
Gerste. Schnutentüg ^ Mundwerk. Schölkeu — kleine Tasse. Schwappen
^ Wasserdampf. Stünsken = kleiner Futtertrog für Ziegen. Tirrläuskön
- Schlüsselblume. Uesenpatt = Krötenspur, ümmesüß = umsonst. Ver-
knusen = nicht vertragen. Mit Verlöw — mit Erlaubnis. Veruienig
^ boshaft. Wiesepinn ^ kluger Mensch. Wisse — gewiß.
53. Aberglaube.
Wenn der Weuuerk (Maulwurf) über den Weg läuft, so kommt eine
Leiche über den Weg.
Die Leute, die am Sonntag während des Vater unser geboren sind,
können mehr sehen als andre Menschen.
Es stirbt jemand im Hause, wenn eine Eule auf dem Dache schreit.
Ebenso verkündet das Heulen des Hundes oder das Blühen eines Baumes
im Herbste den Tod eines Hausbewohners.
Die Bartholomäusbutter (b. h. am Bartholomäustage gemachte un-
gesalzene Butter) hat besondere Heilkraft.
Der Glaube an Hexen ist heute noch vorhanden. Einmal wöchent-
lich erschien eine Hexe auf Bethlehems Hof, um dort Butter zu holen, Sie
soll in Brackwede gewohnt haben. Erhielt sie das Gewünschte nicht, so
verhexte sie das Vieh. Als die Hexe auf dem Sterbebette mit dem Tode
rang, umsprangen schwarze Katzen ihr Lager. Bei ihrem Tode ver-
schwanden sie plötzlich. —
War das Vieh verhext, dann sagte man: „Es ist Abgunst darauf."
Eiue verhexte Kuh stieß ganz eigentümlich gezogene Laute aus. Aus ihrer
Milch gewann man die Butter sehr schwer. Um sie rascher zu bekommen,
begab mau sich mit der Butterkerre auf fremdes Eigentum, weil man dann
nicht mehr im Machtbereich des bösen Geistes war. Manchmal schlug man
die Sahne so lange mit Ruten, bis der kam, der sie verhext hatte. Ver-
schiedene Mittel wurden gegen Verhexung augewandt. Oft half es, wenn
mit einer Strohdocke, die unter dem Dache gehangen hatte, der Rücken des
Tieres gestrichen wurde. Häufig stellte man es auch auf dem Markte zum
Kauf aus. Bot irgend ein Käufer dem Eigentümer für das Stück Vieh,
dann wich die Abgunst von dem Tiere. Ein uralter Weiden- und Erlen-
busch, der sich an einer sumpfigen Wiese entlangzieht, galt als Wohnort
der Hexen. Man sagt, dort säßen sie mtb sonnten ihr Geld.
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— 38 —
pumpen müssen. Dann kommen wir an Güths Hof. Das Haus ist au
beiden Schmalseiten über und über dicht mit Efeu bis weit aufs Dach be-
wachsen. Daneben ist Ruhenstroths Holzhandlung. Dort kreischt die Säge
in der Schneidemühle, daß man es weithin hören kann, wenn sie die dicken
Stämme zerschneidet. Gewaltige, fast haushohe Holzstapel liegeu hier
einer neben dem andern aufeinander getürmt. Ein Anschlußgleise an die
Bahn ermöglicht auf bequeme Weise die Aufuhr und Abfuhr des Holzes.
Liuks erblicken wir den Wasserturm für den Bahnhof und einen großen
Kran, mit dem ganze Wagen voll Holz und Kohlen emporgehoben und
verladen werden. Zwischen den hohen Holzbergen hindurch kommen wir
in die Gartenstraße. Hier ist noch viel freies Feld. Links sehen wir die
Sunderner Volksschule. An der Gartenstraße stehen niedrige, unschöne
Arbeiterhäuser. In der Nähe der Wilhelmstraße liegt Diestelkamps Nudel-
sabrik und gegenüber die Dieftelkampsche Sägemühle. Die Sägemühle
werden wir uns ansehen! Nahe dabei ist Niemöllers Stärkefabrik. An
Lagerplätzen von Baumaterialien, auf denen Platten, Fliesen, Zement-
röhre und -becken lagern, kommen wir vorbei; links ist eine Molkerei und
ein großer Zimmerplatz. In der Molkerei wird aus der Milch Butter und
Käse gemacht. Die Molkereiwagen fahren durch die Straßen der Stadt
und verkaufen Milch, Butter und Käse. Jetzt sind wir durch das
Fabrikviertel gegangen.
In der Bahnhofstraße ist die Sparkasse. Dahin bringen die Leute
das ersparte Geld. Es gibt auf der Sparkasse auch für die Kinder kleine
Sparkassen, sie heißen Heimsparkassen. Darein legt das sparsame Kind
jeden Pfennig, den es geschenkt bekommt. Ist die Heimsparkasse voll, dann
bringt der Vater sie zur Sparkasse. Da wird sie geöffnet und das Geld
für das Kind verwahrt. Weil das Kind so sparsam ist, legt der Spar-
kassenmann in jedem Jahre etwas Geld zu seinem Gelde hinzu. — An der
andern Seite ist ein großes Haus. Das ist Bertelsmanns Buchdruckerei.
In ihr werden viele Bücher gedruckt. Euer biblisches Geschichtenbuch ist
hier gemacht.
Modellieren: Hammer, Beil, Haken.
Zeichnen: Leiter, Helm, Güterwagen, Möbelwagen.
Eine Feuersbrunst. Im Theater. Eiue Fahrt mit der Kleinbahn.
Auf dem Güterbahnhof. Beim großen Kran. In der Sägemühle. Der
Molkereiwagen. Der Zimmermann an der Arbeit. Die Heimsparkasse.
In der Buchdruckerei.
17. Das Villenviertel und der Stadtwald.
Heute wandern wir in die Gegend jenseit der Bahn. Wir gehen
durch die Hohenzollern-, König- und Kökerstraße zum Bahnhof, über-
schreiten das Gleise, gehen die Lindenstraße hinab, unter Meyers Bäumen
au der alten Mühle und dem Meierhofe vorbei nach dem Stadtwalde. Auf
dem Rückweg überschreiten wir die Neuenkirchener Straße, gelangen durch
die Eintrachtstraße auf die Kirchstraße und von hier nach dem Seminar
zurück. Die Kökerstraße führt zum Bahnhof. Sie ist deshalb sehr lebhaft.
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§ 7. Im Betriebe von Gast- und Schenkwirtschaften dürfen Kinder
unter zwölf Jahren überhaupt nicht, Mädchen nicht bei der Bedienung
der Gäste beschäftigt werden.
§ 9. An Sonn- und Festtagen dürfen Kinder nicht beschäftigt werden..
Beim Austragen von Waren dürfen Kinder Sonntags nur auf die
Dauer von zwei Stunden und nicht über 1 Uhr nachmittags beschäftigt
werden. Die Beschäftigung darf auch nicht in der letzten halben Stunde
vor Beginn des Hauptgottesdienstes und nicht während desselben statt-
finden.
§ 10. Sollen Kinder beschäftigt werden, so hat der Arbeitgeber vor
dem Beginue der Beschäftigung der Ortspolizeibehörde eine schriftliche
Anzeige zu machen.
§ 11. Die Beschäftigung eines Kindes ist nicht gestattet, wenn dem
Arbeitgeber uicht zuvor für dasselbe eine Arbeitskarte eingehändigt ist. —
Die Karten haben den Namen, Tag und Jahr der Geburt des Kindes, sowie
den Namen, Stand und letzten Wohnort des gesetzlichen Vertreters zu
enthalten.
Von der Beschäftigung eigener Kinder.
In allen Betrieben, in denen fremde Kinder nicht beschäftigt werden
dürfen, ist auch die Beschäftigung eigener Kinder untersagt. Die eigenen
Kinder über 10 Jahre dürfen nur während der Zeit beschäftigt werden,
in der fremden Kindern die Beschäftigung erlaubt ist.
S t r a f b e st i m m u n g e n.
§ 23. Mit Geldstrafe bis zu zweitausend Mark wird bestraft, wer den
§§ 4 bis 7 zuwiderhandelt.
§ 24. Mit Geldstrafe bis zu sechshundert Mark wird bestraft, wer
deui § 9 zuwider Kindern an Sonn- und Festtagen Beschäftigung gibt.
Anschlnßstoss: Vorzeigen und Besprechen der Arbeitskarte. Aus-
füllen.
Güterslohs Fabriken.
Unsre Stadt hat eine ganze Reihe von Fabriken. Wo liegen die
meisten? Darum nannten wir die Gegend auch die Fabrikgegend. Zählt
die Fabriken auf, die ihr gesehen habt. Am bekanntesten ist Gütersloh
in der Welt durch seine Schinken und Wurstwaren geworden. Sie werden
in den Fleisch- und Wurstwarenfabriken gemacht. Nennt sie! Tausende
von Schweinen werden in den Fleischwarenfabriken geschlachtet und ver-
arbeitet. Woher kommen sie? In uusrer Umgegend wird seit langer Zeit
eine rege Schweinezucht getrieben. Die vielen Eichenwälder und Eichen-
kämpe geben ihnen eine gute und billige Mast. Weil ein großes Angebot
von Schweinen vorhanden war, entschlossen sich einige Leute zur Gründung
von Fleischwarenfabriken. Heute ist Gütersloh durch ihre Erzeugnisse welt-
bekannt. Weil aus den Schweinen Schinken und Wurstwaren erzeugt
werden, nennt man sie die Rohstoffe, und Schinken und Wurst sind die
Erzeugnisse. Die Rohstoffe werden nach den Fabriken geliefert oder
eingeführt, d. h. die Schweine werden an die Fabriken verkauft, und
Schinken und Wurstwaren werden in alle Welt versandt oder ausgeführt.
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TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Häutehändlern aufgekauft und au die Gütersloher Lederwerke verkauft.
Was wird aus ihueu bereitet? Das Leder wird zu den verschiedensten
Gegenständen verarbeitet. Nenne solche! Woher kommen die Rohstoffe?
Wohin gelangen die Erzeugnisse?
Die Umgegend Güterslohs hat viele Kieferuwalduugeu und andre
Holzbestände. Hier wird Forstwirtschaft betrieben. Die gefüllten Bäume
werden zu den Dampfsägemühlen oder Dampfsägewerken gefahren. Wir
haben zwei große Dampfsägewerke in der Fabrikgegend. Wie heißen sie?
Dort sahen wir gewaltige Holzlager. Es wird ein schwunghafter Holz-
Handel betrieben. Die gewaltigen Stämme der Eichen und Nadelhölzer
werden in Bretter zersägt oder zu Grubenholz zerschnitten. Wohin wird
das Grubeuholz verschickt? Wozu dient es? Wer verarbeitet die Bretter?
Was wird daraus hergestellt? Der Holzreichtum hat auch einige Fabriken
hervorgerufen, die das Holz verarbeiten, so die Gütersloher Schulbauk-
fabrik und die Schemel- und Bettstellenfabrik.
Der Mangel an Lehm und der Reichtum an Sand hat das Hartstein-
werk erstehen lassen. Welches sind seine Rohstoffe, seine Erzeugnisse?
Woher? Wohin? Gütersloh hat auch mehrere Branntwein- und Koguak-
brenuereieu. Wo liegen sie? Welche Rohstoffe werden dort verarbeitet?
Woher kommen sie? Was weißt du von der Ausfuhr der Erzeugnisse? In
der großen Gütersloher Brauerei wird das Gütersloher Bier gebraut, das
weit verschickt wird. Welche Rohstoffe werden eingeführt? Woher? Un-
mittelbar am Bahnhof liegen große Fabrikanlagen. Abends schlagen
hohe, helle Flammen aus den Schornsteinen. Es ist die Maschinenfabrik,
Eisen- und Gelbgießerei von Miele & Eie. Welche Rohstoffe werden ver-
arbeitet? Woher kommt das Eisen? Warum entstand die Fabrik hart am
Bahnhof? Welche Erzeugnisse werden hergestellt? Wo werden die land-
wirtschaftlichen Maschinen verwandt?
Außerdem werden bei uns noch Nudeln, Stärke, Zigarren, Seilerwaren
und Zementwaren in Fabriken hergestellt. Wo liegen diese Fabriken?
Welches sind ihre Rohstoffe, ihre Erzeugnisse? Woher kommen die Roh-
ftosfe? Wohin werden die Erzeugnisse versandt? In zwei Druckereien
werden die beiden Gütersloher Zeitungen gedruckt, und in der Bertels-
mannschen Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung sind eure Biblischen
Geschichtenbücher und eure Gesangbücher hergestellt.
Welche Gegenstände werden in Gütersloh selbst hergestellt?
Was für Gegenstände werden eingeführt? * Woher?
In den Fabriken sind viele hundert Arbeiter in großen Arbeits-
räumen beschäftigt. Die Maschinen werden durch Dampf oder Elektrizität
getrieben. In besonderen Schreibstuben oder Kontoren arbeiten die Buch-
Halter und Schreiber. Sie schreiben die Ausgaben und Einnahmen in die
Bücher oder müssen Geschäftsbriefe und Adressen schreiben. Die Lehrlinge
bringen die Briefe zur Post, die Packer packen die Pakete, und der Fuhr-
mann fährt sie zur Post oder zur Bahn.
Vergleiche eine Fabrik mit einer Werkstätte!
Wie sieht es mittags vor dem Fabriktor aus?
Wie am Feierabend?
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Ackerbaugegend und an den Außenseiten der Stadt erzeugen ebenfalls viel
Nahrungsmittel, namentlich Gemüse. Ihre Erzeugnisse verkaufen sie an
die Obst- nud Gemüsehändler, die damit nach Bielefeld und Dortmund
zum Wochenniarkt gehen. Die Händler kaufen das Gemüse in Gütersloh
verhältnismäßig billig auf und- verkaufen es mit Gewinn. Dieses Kausen
und Verkaufen nennt man Handeln und die Leute Händler. Die Gemüse-
frauen, die ihre Waren in den Häusern feilbieten, die Leute, die auf dem
Rathausplatze Dienstags und Donnerstags Obst und Gemüse verkaufen,
die Milchleute, die uns täglich die Milch ins Haus bringen, sie alle handeln
oder sind Händler. Viele Landleute bringen ihre Erzeugnisse uicht aus
den Markt oder in die Stadt, weil sie keine Zeit haben. Besonders in der
Erntezeit hat der Landmann soviel Arbeit, daß er nicht daran denken
kann, seine Waren anzubieten. Darum kommen zu ihm Leute, die sich
nur mit dem Kaufen und Verkaufen der landwirtschaftlichen Erzeugnisse
beschäftigen. Sie kaufen die Waren in großen Mengen billig aus und
verkaufen sie mit Gewinn in der Stadt an die Kaufleute und Krämer,
die sie wiederum mit einem Gewinn verkaufen. Jene Händler nennt
man Zwischenhändler. Sie verteuern die Lebensmittel.
Wir gebrauchen aber nicht nur die Erzeugnisse unsrer Landwirtschaft,
sondern uoch viele andre Lebensmittel, die nicht bei uns gedeihen. Nennt
solche! Kaffee, Reis, Kakao, Tee, Pfeffer kommen aus warmen Ländern,
die man nach den Ansiedlern oder Kolonisten Kolonialländer nennt; die
Waren nennt man deshalb Kolonialwaren. Wo erhalten wir sie? Die
Kolonialwarenverkäufer sind deshalb auch Händler; sie heißen meistens
Kaufleute. Viele Kolonialwarenhändler bieten ihre Waren in einem
Laden zum Kauf an, sie verkaufen jede kleinste Menge und treiben einen
Kleinhandel. Andre Leute kaufen und verkaufen heimische Lebensmittel
oder Kolonialwaren nur in großen Mengen, sie treiben Großhandel.
Namen! Die Großhändler handeln meistens nur mit einer Ware. Was
für Großhandlungen haben wir in Gütersloh? Außer den Kaufleuten,
die Lebensmittel verkaufen, gibt es noch viele andre. Sie kaufen und
verkaufen Kleidungsstücke, Haus-, Hof- und Gartengeräte. Nennt solche
Kansleute! Alle diese Kaufleute treiben Handel. Ihre Waren kaufeu sie
von den Fabrikanten in großen Mengen für Geld ein und verkaufen sie in
kleineren Mengen mit Gewinn an die Leute. Die Händler erzeugen keine
Güter oder Werte wie der Landmann, der Handwerker und der Fabrikant,
sondern sie bringen sie nur auf den Markt. Nicht die Erzeugung der
Güter, sondern der Güterumsatz ist die Beschäftigung, der sie ihren Lebens-
unterhalt verdanken. Ihre Werkstätte ist ihr Laden. Als Arbeitsmittel
dienen ihueu Maße, Gewichte und Rechnungsbücher. Nennt die Maße
und Gewichte des Kaufmanns!
In die Rechnungsbücher schreibt der Kaufmann, was er gekauft und
verkauft hat. Auf seinem Tisch liegt ein Buch, in das eingetragen wird,
was einzelne Käufer bestellen. Manche Leute lassen auch anschreiben, was
sie kaufen. Sie bezahlen es dann alle Viertel- oder Halbjahre. Besser ist
es aber für den Käufer und den Kaufmann, wenn jeder gleich bezahlt, was
er kauft. Warum? Die Geschäftsstadt! Auch die Wirte treiben Handel.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
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legenheit zu Handelsanknüpfungen aller Art. Hier kamen die meisten
Eingesessenen zusammen. Wie heutzutage noch der Bauer vor und nach
dem Gottesdienste auf dem Kirchplatz oder in der nahen Wirtschaft, in der
er ausspannt, mit Verwandten und Bekannten Zwiesprach hält oder not-
wendige Einkäufe und Besorgungen erledigt, so auch vor Jahrhunderten.
Am Tage der Kirmeß wurden Verkaufsstände aufgeschlagen und allerhand
Gebrauchsgegenstände und Waren ausgelegt. Ein reges Leben und Treiben
entfaltete sich und den Getränken wurde tüchtig zugesprochen. Wenn heute
so mancher Jahrmarkt mit heftigen Schlägereien endet, so war dies früher
um nichts besser, vielleicht noch schlimmer. Aus den erst gelegentlich er-
richteten Verkaufsständen entwickelten sich allmählich ständige. Die Krämer
bauten sich an, und so entstand am Kirchplatz eine Reihe Krämerhäuser.
Die reichen Bauern des Kirchspiels aber errichteten in dem entstehenden
Orte sogenannte Spieker oder Speicher, wie wir sie noch heute auf den
Bauernhöfen (Meier Raßfeld) finden. Der Name hat sich bis auf den
heutigen Tag hier noch in Familiennamen erhalten.
Der meiste Grund und Boden gehörte dem Bischof von Osnabrück.
Ihm gehörte auch der Meierhof zu Gütersloh. Alljährlich mußte er nach
dem Register von 1240 folgende Abgaben dem Bischof liefern: Drei Molt
Weizen, 30 Scheffel Gerste, 4k fette Schweine, 2v* Denare für Wein,
4 Fässer Butter, 30 Käse, 16 Hühner, 2 Gänse und 100 Eier. (Eickhofs.)
1241 kam der Meierhof an das Kloster Marienfeld gegen Eintauschung der
Schiffheide zwischen Gütersloh und Wiedenbrück. Bis zum Jahre 1803
blieb er im Besitz des Klosters.
Lange Zeit hindurch wird das Dorf Gütersloh nur aus der alten
Kirche und den auf oder am Kirchhof gelegenen Häusern bestanden haben.
Allmählich dehnte es sich aus, und Straßenzüge wie die Münster- und
Königstraße, die Blessenstätte und ein Teil der heutigen Berliner Straße
entstanden. Von den alten Häusern sind nur noch wenige erhalten. Das
alte Küsterhaus und das Haus Nr. 7 am alten Kirchhof stammen noch aus
der Zeit vor dem Dreißigjährigen Kriege. Nicht lange wird es mehr
dauern, dann werden die letzten ehrwürdigen Zeugen der vergangenen
Tage verschwunden sein.
Das Kirchspiel Gütersloh war ursprünglich sehr groß. Es gehörten
nicht nur das Amt Gütersloh und die Bauerschaften Sundern, Blanken-
Hägen und Nordhorn, sondern auch Kattenstroth, Spexard, Avenwedde, das
Olbrock und der Hof Schledebrück dazu. Das Olbrock war eine aus alt-
germanischer Zeit stammende „gemeine Mark". Es lag zwischen Gütersloh,
Rheda und Wiedenbrück und bestand aus Wald, Heide und sumpfigem
Wiesenland. Den altfreien Bauern stand das Olbrock zu gemeinsamer
Benutzung zu. Sie durften in ihm Holz schlagen und das Vieh weiden
lassen.
Die Herrschaft Rheda.
Gütersloh gehörte zur Herrschaft Rheda. In ihr war das Geschlecht
der Edelherren von Freckenhorst begütert. Sie wuchsen allmählich zu
Herren des Landes heran. Die älteste Gewalt aber besaß der Bischof von
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Die Einfuhr der Rohstoffe kommt bei den Fleisch- und Wurstwarenfabriken
aus der näheren Umgegend Güterslohs, der Versand der Erzeugnisse geht
in die ganze Welt; selbst nach Australien werden Gütersloher Würste
versandt.
Außerdem gibt es iu Gütersloh sechs Webereien. In einigen wird
Baumwolle gewebt, sie heißen Baumwollwebereien, die beiden andern sind
Seidenwebereien. Warum heißen sie so?
Der Rohstoff der Baumwollwebereien ist die Baumwolle. Sie
kommt aus Amerika und andern warmen Ländern. Dort wächst sie auf
dem Baumwollenstrauch. Zeigen! Heute kommt auch schon Baumwolle
ans den deutschen Kolonien Kamerun, Togo und Ostafrika. Welches sind
die Erzeugnisse der Baumwollwebereien? Wozu werden sie benutzt?
Sie werden in Gütersloh gebraucht und uach andern Orten verschickt.
Abb. 40. Hein, Am Webstuhl.
Verlag von B. G. Teubncr, Leipzig und Berlin.*)
'Der Rohstoff der Seidenwebereien ist das Gespiust des Seidenspinners.
Zeigen! Er stammt aus Asien und wird heute iu warmen Ländern ge-
züchtet, am liebsten nährt er sich von Maulbeerbaumblätteru. Zeigen!
Sie gedeihen gut iu Jtalieu, darum wird dort viel Raupeuzucht getrieben.
Früher hat man auch bei uus die Zucht des Seidenspinners versucht, der
geringen Erfolge wegen sie aber bald wieder aufgegeben. Das Erzeugnis der
Seidenwebereien ist die Seide. Wozu wird sie benutzt? Sie wird wie die
Baumwolle in Gütersloh verkaust und in andre Orte versandt.
Die rege Rindviehzucht bei Gütersloh hat Molkereien erstehen lassen,
in denen die Milch zu Butter und Käse verarbeitet wird. Woher stammt
der Rohstoff? Wohin werden die Erzeugnisse versandt? — Die vielen
Häute der geschlachteten Rinder, Kälber, Schafe, Ziegen werden von den
*) 100 X 70 cm. 6 ji
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Extrahierte Personennamen: Abb Hein
Extrahierte Ortsnamen: Güterslohs Amerika Kamerun Togo Ostafrika Leipzig Berlin Asien Gütersloh